Mit dem Nachtzug kommen wir in Kochi an. Ein Tuk-Tuk bringt uns zu einer Fähre. Ich denke wieder an Hamburg und wie sehr ich diese tolle Stadt vermisse. Die Fahrt dauert nicht lange und wir erreichen Fort Kochi, den Stadtteil in dem wir für eine Woche wohnen werden. Wir schlafen im Maritime Hostel* – ein Hostel von der Hostel Crowd. Die Hostel Crowd kennen wir schon aus Panjim. Wir fühlen uns gleich wie zu Hause. Alles ist maritim eingerichtet und das Internet ist perfekt. Wenn ihr einmal im Süden von Indien unterwegs seid, können wir euch diese Hostels nur empfehlen!
Yoga mit Sajee
In jedem Ort halte ich Ausschau nach Yogaunterricht – ich habe mir für dieses Jahr viel vorgenommen. Im Hostel treffe ich auf Luna, die gerade eine Yogalehrausbildung bei Sajee macht.
Bei Sajee soll es nicht nur super guten und intensiven Unterricht geben sondern auch im Anschluss leckeres vegetarisches Essen. Das Ganze für circa 4 Euro. Ich bin begeistert und schließe mich Luna zweimal während dieser Woche an.
Mir wurde nicht zu viel versprochen. Der Yogaunterricht dauert 3,5 Stunden inklusive Meditation. Die Übungen sind anstrengend und einige Übungen fordern mich heraus. Sajee sagt, dass der Körper mehr schafft als man sich selbst im Moment zutraut. Man muss es nur probieren, vertrauen und den Kopf ausschalten. Kopf ausschalten. Eine Disziplin die mir nun gar nicht liegt. Auch mit dem Vertrauen habe ich Probleme. Ich habe Angst mich zu öffnen. Aber gut. Die anderen Yogaschüler probieren es auch. Eine der Übungen ist der Skorpion. Ich will den Skorpion ganz alleine schaffen. Ich nehme mir vor, dass ich dieses Ziel bis nächstes Jahr erreichen möchte. Sajee hilft mir bei meinem ersten Versuch. Er hält meine Beine und ich traue mich an diese Übung! Wahnsinn. Meinen Körper kann ich nur schwer halten. Alles fühlt sich wackelig in mir an. Ich spüre aber das es gehen kann. Ich will und werde es eines Tages schaffen. Ich lasse meine Beine wieder fallen und bin mächtig stolz auf mich und meine Überwindung.
Sajee ist toll und unglaublich humor- und liebevoll. Während einer Meditation sieht er mir wohl an, dass ich mich nicht so richtig entspannen kann. Er kommt zu mir und fängt an mein Gesicht zu massieren. Es tut weh. Meine Kiefermuskeln sind angespannt. „Entspann’ dich Caro!“, sage ich mir. Nach der Meditation fühle ich mich toll. Ich bin unglaublich dankbar.
Nach dem Unterricht dann die Belohnung. Endlich Frühstück! Inzwischen ist es 11 Uhr. Ich habe noch nichts gegessen. Ich bin hungrig. Wir verlassen den Yogaraum und treffen uns alle in Sajees Haus. Auf dem Boden sind zwei große Matten ausgelegt. Die Yogaschüler tragen aus der Küche einige Töpfchen mit Essen. Wir setzen uns in einen Kreis und jeder nimmt sich mit einem Löffel das Essen auf seinen Teller. Reis, Erbsencurry, Kartoffeln, Kürbis, Mungbohnen und Chapati. Zum Nachtisch gibt es Obstsalat. Die Teller sind voll und wir essen traditionell mit der rechten Hand. Ich muss mich wieder überwinden. Es ist das erste Mal für mich, dass ich mir der Hand esse. Bisher habe ich mir immer einen Löffel oder eine Gabel zum Essen geben lassen. Es fühlt sich komisch an und ich möchte mich nicht blamieren. Kopf ausschalten. Ich bin Linkshänderin und mit der rechten Hand nicht so geschickt. Ich beobachte die anderen und versuche es ihnen nach zu machen. Die Reiskörner sind klein und die Currysauce flüssig. Kopf ausschalten. Ich halte meine Hand wie ein Greifarm auf der Kirmes. Es geht. Einigermaßen. Trotzdem fühle ich mich unwohl dabei. Kopf ausschalten. Als Kind ist es ganz natürlich mit der Hand zu essen. Ich erinnere mich nicht daran wann mir dieses Verhalten in meiner Kindheit abtrainiert wurde. Mein Teller wird leer, wenn auch nur langsam. Bei meinem zweiten Frühstück, nach meinem zweiten Yogaunterricht in dieser Woche, fällt es mir schon um einiges leichter. Wieder einmal Gewohnheitssache.
Pepper House
Das Pepper House entdecken wir gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft in Fort Kochi. Wir gehen durch einen Torbogen und vor uns ist eine schöne grüne Wiese, von scheunenartigen Häusern eingezäumt. Fast wie ein Bauernhof. Wir sind total von dem großen Gelände fasziniert. So will ich einmal leben! Neben dem Designshop gibt es noch ein Café, eine Bibliothek mit Kunst- und Designbüchern und Arbeitsräume für Kunststudenten. In dieser Umgebung fühle ich mich sehr, sehr wohl. Alles was ich brauche und was mir in meinem Leben wichtig ist ist da. In der Bibliothek erkundigen wir uns nach dem Internet und beschließen kurz drauf unseren Arbeitsplatz in der Bibliothek einzurichten. In so einem Umfeld kann man nur kreativ sein. 😉 Wir kommen mit dem Bibliotheksmitarbeiter ins Gespräch. Er ist noch jung. Er ist Künstler. Wir zeigen uns gegenseitig unsere Portfolios. So viel kreativer Input. Am nächsten Tag stellt er uns Edwin vor. Edwin ist ebenfalls Designer und einer der nettesten Menschen die wir in Indien kennen gelernt haben. Wir unterhalten uns ein bisschen über unsere Arbeit und über die internationale Biennale die alle zwei Jahre in Kochi, unteranderem im Pepper House, stattfindet. Die nächste Biennale ist im Dezember 2016. Von Edwin erfahren wir, dass die Biennale der Documenta in Kassel ähnelt und dass die Verantwortlichen beider Veranstaltungen eng miteinander arbeiten. Sogar von dem Hype um Leipzig hat er gehört, er verknüpft mit der Stadt viele kreative Menschen. 😉 Später besuchen wir ihn noch in seinem Atelier. Hier arbeitet er mit einer Freundin zusammen an neuen Projekten. Ich bin richtig glücklich. Ich fühle mich angekommen – so habe ich mir unsere Reise vorgestellt.
Überall Kunst
In Kochi leben viele Künstler. Man spürt es richtig wenn man durch den Ort läuft. Es gibt viele Kunstgalerien mit beeindruckenden indischen Künstlern. Besonders gut hat uns die OED Galerie gefallen.
Kochis Straßen sind bunt – überall gibt es Streetart. Wir leben richtig auf.
Chinesische Fischernetze und frischer Fisch
In Palolem haben wir schon einiges über die Fischerei gelernt. In Kochi geht unser „Lehrgang“ weiter. So viel Fisch. Besonders interessant sind die Tintenfische. Aus ihnen kommt wirklich schwarze Farbe. Sogar eine ganze Menge. Der Fischer hat sie richtig „ausgekippt“. Noch beeindruckender als die Tinte ist die Haut dieser Fische. Die Farbe pulsiert und „bewegt“ sich.
Backwater Tour
An einem Tag nehmen wir uns „frei“ und machen einen Tagesausflug in die Backwater. Die Backwater sind ein verzweigtes Wasserstraßennetz im Hinterland Keralas. Wir fahren über die Flüsse und deren Kanäle. Das ist die Touristenattraktion schlechthin, darum kommen Reisende in diese Region. So viel Ruhe findet man nur selten in Indien. Aber schau selbst, wie hatten wieder unsere Kamera dabei.
56 Tage liegen hinter uns. Hier in Kochi endet unsere Reise durch Indien. Wir hätten uns keinen schöneren Ort für unseren Abschluss in diesem Land vorstellen können. Die Menschen in Kochi waren alle unglaublich nett und haben uns interessiert und mit offenen Armen empfangen.
Zusammenfassung aller wichtigen Links
- Unsere Unterkunft: Maritime Hostel*
- Hier findet ihr weitere Hostels in Goa und Kerala: The Hostel Crowd
- Super Yogaschule: Unterricht mit Sajee
- Unser Büro, tolles Café, Kunst- und Designbibliothek und Designshop: Pepper House
- Internationale Kunstausstellung: Biennale in Kochi
- Coole Kunstgallerie: OED
- Alle Videos von uns auf Youtube
- Alle Indien-Fotos von uns auf Pinterest und Instagram
- Alle weiteren Neuigkeiten von uns gibt’s auf facebook
*Affiliate Link: Wenn du über diese Links buchst bekommen wir eine kleine Provision. Für dich wird es dadurch aber nicht teurer.
6 comments
Comment by Claudia
Claudia 15. Oktober 2015 at 21:54
Da bekomme ich richtig Lust auf Indien. Danke für den tollen Artikel und die wunderschönen Fotos, besonders von der Streetart.
Comment by Caro
Caro 16. Oktober 2015 at 5:56
Hallo Claudia, der Süden von Indien ist toll! In Indien ist es leicht schöne Fotos zu machen – es gibt so viel Schönes zu entdecken! 🙂
Comment by steinfisch
steinfisch 15. Oktober 2015 at 20:57
Erneut habe ich viel gelernt, mich über tolle Fotos und das Video gefreut! Herzlichen Dank!
Eine gute Reise nach Thailand wünscht euch Ingrid
Comment by Caro
Caro 16. Oktober 2015 at 5:53
Danke, liebe Ingrid. 🙂
Comment by Eva
Eva 15. Oktober 2015 at 18:36
Schöner Beitrag und vor allem tolle Bilder. es ist schon 7 Jahre her, dass ich in Kochi war, habe es aber geliebt. Geht ihr auch noch südlicher nach Kocalm und Varkala? Kann ich in jedme Fall auch empfehlen. Gute reise weiterhin und mit eurem schönen Blog.
Comment by Caro
Caro 15. Oktober 2015 at 19:53
Hallo Eva,
vielen Dank. 🙂 Wir fanden Kochi auch ganz wundervoll! Leider war das unsere letzte Station in Indien. Für uns geht es jetzt weiter nach Thailand.
Liebe Grüße von Caro